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Rabo de toro con verduras – ein andalusischer Eintopf voller Ruhe
Warum andalusisches Essen so viel Trost spendet
Was macht andalusisches Essen so wohltuend – selbst wenn man es weit weg von Spanien kocht?
Es ist die Kombination aus langsamem Schmoren, saisonalem Gemüse und Aromen, die nirgendwo sonst genau so zusammenkommen. Manchmal muss man nicht am Ort selbst sein, um ihn zu schmecken – die eigene Küche reicht aus.
Die Geschichte hinter diesem Topf
Es war einer dieser Tage, an denen ich Andalusien vermisste.
Nicht die Sonne oder die Berge – dafür könnte man notfalls einen Bildschirmschoner einschalten –
sondern den Duft: Olivenöl, das langsam warm wird, Lorbeer, der sich ausdehnt, Paprika, die weich wird, noch bevor man hinblickt.
Also redete ich mir ein, dass „etwas typisch Andalusisches kochen“ vielleicht helfen würde.
Ich googelte andalusisches Saisongericht November – und da stand es: rabo de toro con verduras.
Ochsenschwanz, der drei bis vier Stunden schmort, als hätte die Zeit dort keinen Grund zur Eile.
Nur ein Detail störte mich: Ich esse kaum Kohlenhydrate.
Und das ist, sagen wir mal, nicht besonders spanisch.
In einem Land, in dem Brot als Besteck gilt, Kartoffeln als Gemüse durchgehen und Wein fast wie Wasser ist, ist „ohne“ eine seltene Kategorie.
Aber was nicht passt, kann man anpassen.
Also wurde es rabo de toro – aber auf Cortijo-Art: dem Geschmack treu, in der Ausführung leichter und mit einer ordentlichen Portion Selbstironie.
Und weil wir zu Hause zwei unterschiedliche Essstile haben, gab es schließlich zwei Varianten: die traditionelle – mit Brot, Kartoffeln und Wein – und eine leichtere, kohlenhydratarme Version.
Die Geschichte von rabo de toro (und warum es ein so ehrliches Gericht ist)
Rabo de toro ist ein Gericht mit einer Geschichte, die genauso langsam verläuft wie seine Zubereitung.
Es entstand ursprünglich in Córdoba, Sevilla und Jerez – Städte, in denen der Stierkampf über Jahrhunderte Teil der Kultur war.
Nach einer corrida wurde jedes Teil des Tieres verwendet. Nicht aus Romantik, sondern aus Notwendigkeit und Respekt: Wenn das Tier für dich kämpfte, nutztest du es vollständig.
Der Ochsenschwanz selbst war nie das Prunkstück.
Er ist Arbeitsfleisch: zäh, faserreich, voller Bindegewebe.
Genau die Art Fleisch, die nur zart wird, wenn man bereit ist, ihr Zeit zu schenken.
Stundenlanges Schmoren in Wein, Gemüse und Lorbeer ist keine Luxusentscheidung, sondern eine Voraussetzung – und vielleicht gerade deshalb so tröstlich.
Später wurde es zu einem Sonntagsgericht, zu einem Festtagsklassiker und zu einem Essen für kalte Abende.
In Córdoba sagt man manchmal:
„Rabo de toro kocht man nicht, um schnell zu essen, sondern um wieder ruhig zu werden.“
Und es stimmt.
Nach drei Stunden sanften Köchelns hat man nicht nur ein Essen – sondern auch einen ruhigeren Kopf.
Der traditionelle rabo de toro
Zutaten
• 1 kg Ochsenschwanz
• 1 große Zwiebel
• 2 Karotten
• 1 rote Paprika
• 3 Knoblauchzehen
• 1 EL Tomatenmark
• 250 ml Rotwein
• 250 ml Rinderbrühe
• 2 Lorbeerblätter
• 1 TL geräuchertes Paprikapulver
• Salz, Pfeffer, Olivenöl extra vergine
Zubereitung
- Ochsenschwanz mit Salz und Pfeffer würzen und rundum scharf anbraten.
- Zwiebel, Karotte, Paprika und Knoblauch hinzufügen und kurz mitdünsten.
- Tomatenmark und Paprikapulver einrühren.
- Mit Rotwein ablöschen; Brühe und Lorbeerblätter hinzugeben.
- Drei bis vier Stunden sanft schmoren lassen.
Servieren mit Brot, Bratkartoffeln oder klassischen patatas fritas – so haben wir es gemacht.
Die Cortijo-Variante (leichter, gemüsereicher, frischer)
Die Cortijo-Version entstand aus einer Mischung aus niederländischer Pragmatik und andalusischer Kreativität:
• Rotwein ersetzen durch 2–3 EL Rotweinessig
• Mit Brühe auf insgesamt 350–400 ml Flüssigkeit auffüllen
• In den letzten 30 Minuten zusätzliches Gemüse hinzufügen:
– Zucchini
– Aubergine
• Servieren ohne Brot oder Kartoffeln – oder mit geröstetem Gemüse
Durch den Rotweinessig wird der Eintopf frischer, etwas leichter und überraschend elegant – ohne an Tiefe zu verlieren.
Warum dieses Gericht zu unserem Ort passt
Rabo de toro ist ein Gericht, das einen dazu zwingt, das eigene Tempo zu verlangsamen.
Man kann es nicht beschleunigen – genauso wenig wie man eine andalusische Landschaft schneller wachsen oder eine Cortijo in einem Wochenende bauen kann.
Es verlangt Aufmerksamkeit.
Es verlangt ein bisschen Hingabe.
Es verlangt, dass man bei dem bleibt, was direkt vor einem liegt – statt bei all dem, was noch getan werden muss.
Vielleicht passt dieses Gericht genau deshalb so gut zu unserem Ort:
Es bringt Ruhe, Duft, Wärme – und ein Tempo, das wir aus unserer eigenen Geschichte kennen.
Häufig gestellte Fragen
Wie lange muss rabo de toro schmoren?
Mindestens drei Stunden, besser vier.
Kann man den Wein durch Essig ersetzen?
Ja – damit wird der Eintopf frischer und leichter.
Kann man anderes Fleisch verwenden?
Schmorstücke wie Rinderbug funktionieren, aber Ochsenschwanz sorgt für die typisch gelatinöse Zartheit.
Was isst man dazu?
Traditionell Brot oder Kartoffeln.
Bei uns oft auch Bratkartoffeln.
Kann man das Gericht am Vortag zubereiten?
Ja – es schmeckt am nächsten Tag sogar noch besser.
Rabo de toro con verduras ist ein Gericht, das langsam zum Leben kommt.
Ein Eintopf, der nach Andalusien duftet und nach Geduld schmeckt.
Ob traditionell oder in der Cortijo-Variante – es bringt immer ein Stück Ruhe ins Haus.
Hasta luego
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Daniëlle | Cortijo La Vista
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